Albertinische Linie
Vordergrund und Hintergrund der vorliegenden Familienproblematik

1. Der im Hause Wettin Albertinische Linie in der 2. Nachkriegszeit aufgekommene Streit hat eine objektive Grundlage in der  
in Deutschland allgemein geringen Kinderzahl, was im Hochadel verschärft ist durch die Einschränkung auf endogame Ehen,  
bei strenger Observanz zwischen den wenigen fürstlichen Familien, bei großzügiger Handhabung auf den titulierten Adel, und  
die Ausgrenzung aller Kinder aus exogamen Ehen.                                                                                                             

In dem Streit stehen sich im Wesentlichen der Stamm der auf Prinz Friedrich Christian (1893-1981, seit 1932 Markgraf von  
Meißen) zurückgehenden älteren Linie (nach dem Wohnsitz des Markgrafen in den 30-er Jahren: Wachwitzer Zweig) und der  
auf die von Prinz Ernst Heinrich (1896-1971) zurückgehende jüngeren Linie (nach dessen Wohnsitz: Moritzburger Zweig)  
gegenüber.                                                                                                                                                                                        

Der sich aufdrängenden Frage nach den persönlichen Ursachen der vorliegenden Familienproblematik soll nicht ausgewichen  
werden, zunächst aber die Entwicklung der Differenzen bis zum gegenwärtigen Streitstand chronologisch aufgeführt werden.   

1. Als Markgraf Maria Emanuel im Jahr 1978 zur Feier des 900-jährigen Jubiläums des fürstlichen Hauses nach Regenburg  
einlud, ließ er dem Sohn seines verstorbenen Cousins Timo (aus der Linie seines Onkels Ernst Heinrich), Prinz Rüdiger,  
keine Einladung zukommen, ebenso wenig im Jahr 1997 zum ersten Treffen der Familie nach der deutschen  
Wiedervereinigung in Dresden. Grund dieser bis zuletzt durchgehaltenen Ignorierung liegt darin, dass Prinz Rüdiger aus nicht  
ebenbürtiger Ehe seines Vaters Prinz Timo stammt. Der Ausschluss von Kindern aus nicht ebenbürtiger Ehe aus dem  
fürstlichen Haus findet seine Stütze im Sächsischen Hausgesetz von 1837 und entspricht gemeinem Fürstenrecht, das aber  
eine Heilung des Mangels durch Beschluss aller Agnaten nicht ausschließt. Ein solcher Beschluss war ohne die Mitwirkung  
des Markgrafen nicht möglich.                                                                                                                                                                                 

Die Ausgrenzung von Prinz Rüdiger dürfte bereits im Horizont des Planes des kinderlosen Markgrafen gestanden haben, den  
Sohn seiner ebenfalls nicht ebenbürtig verheirateten Schwester Maria Anna, Prinz Alexander von Sachsen zu adoptieren und  
zu seinem Nachfolger als Hauschef zu machen. Nach dem Hausgesetz kam diese Nachfolge jedoch dem 5 Jahre jüngeren  
Bruder des Markgrafen, Prinz Albert zu, der gleichwohl die auf Prinz Alexander als Nachfolger gerichtete Absicht seines  
Bruders, zusammen mit den anderen Familienmitgliedern außer Prinz Gero, im Jahr 1997 zunächst zustimmend zur Kenntnis  
nahm. Prinz Rüdiger war an dieser Meinungsbildung nicht beteiligt.                                                                                         

Im Jahr 1999 wurde Prinz Alexander vom Markgrafen adoptiert.                                                                                                

Aufkommende Zweifel hinsichtlich der Herkunft von Prinz Alexander veranlassten im Jahr 2002 Prinz Albert, jüngerer Bruder  
von Maria Emanuel und die Nachkommen von Prinz Ernst Heinrich, ihre 1997 gegebene Zustimmung zurückzuziehen und dem  
Markgrafen als Hauschef das Misstrauen auszusprechen. Das bedeutete den Bruch von Prinz Albert und dem Stamm Ernst  
Heinrich mit dem Rest des Hauses unter Markgraf Maria Emanuel. Nachdem der 1923 noch vom König gegründete  
Familienverein von den Behörden der DDR aufgelöst worden war und die Markgrafen bisher keine Anstalten zur  
Neuorganisation der Familie getroffen hatten, gründete Prinz Albert mit den Agnaten des Stammes Ernst Heinrich und ihren  
Ehefrauen den Verein „Haus Wettin Albertinische Linie“. Entsprechend der an den Markgrafen ergangenen Einladung zur  
Teilnahme an der Gründung sah die Satzung das Eintrittsrecht für alle weiteren Familienmitglieder vor und wurde der Markgraf  
zu Sitzungen förmlich eingeladen, ohne davon Gebrauch zu machen. Vielmehr initiierte der Markgraf etwa zur gleichen Zeit die  
Gründung des Vereins „Vormaliges Sächsisches Königshaus“. Sein Bruder Albert und die „Moritzburger“ Prinzen - Dedo,  
Gero, Rüdiger und dessen Söhne Daniel, Arne und Nils schlossen sich in dem „Verein der Agnaten des Hauses Wettin  
Albertinische Linie“ zusammen.                                                                                                                                        

Indem Prinz Alexander die ihm vom Markgrafen übertragene Rolle des Stellvertreters im Verein „Vormaliges Sächsisches  
Königshaus“ in der Öffentlichkeit spielte, zeitweise zum Zweck internationaler Wirtschaftswerbung im Dienst der  
Landesregierung, ist der Streit früh nach außen gedrungen und von Seiten Maria Emanuels durch weitere Angriffe, vor allem  
auf Prinz Rüdiger, in Presseerklärungen befeuert worden.                                                                                                                 

Im Jahr 2003 wurde vom Verein der Agnaten beschlossen, ihre nicht hausgesetzgemäßen Ehen als hausgesetzgemäß  
anzuerkennen, dies im Bewusstsein, dass die Heilung ohne die Mitwirkung des Markgrafen nach außen nicht wirksam wurde.

Nach dem Tod von Markgraf Maria Emanuel im Juli 2012 legte sich Prinz Alexander den Titel des Markgrafen von Meißen zu  
und trat in der Öffentlichkeit als solcher auf, während Prinz Albert diese Stellung für sich beanspruchte und seinen Anspruch  
durch Annahme des Markgrafentitels dokumentierte. Zusammen mit den Nachkommen von Prinz Timo wurde jetzt der  
Heilungsbeschluss vom Jahr 2003 wiederholt, dessen Wirksamkeit davon abhängt, ob Prinz Alexander durch die Adoption  
Agnat des Hauses geworden war, so dass die Heilung ohne ihn, wie zuvor ohne Markgraf Maria Emanuel, nicht wirksam  
wäre.

Mit dem Tod von Prinz Albert im Oktober 2012 ist im Wesentlichen nur ein Personenwechsel eingetreten. Jetzt ist es Prinz  
Rüdiger, der dem Prinzen Alexander die Stellung als Chef des Hauses streitig macht.                                                           

2. Hauptpersonen des Streites sind die Prinzen Rüdiger und Alexander mit ihren Angehörigen aus den beiden Zweigen der  
Familie, deren Eintritt in das Fürstenhaus bzw. deren Verbleiben darin aus entgegengesetzten Gründen zwischen ihnen  
streitig ist und die beide die Stellung als Chef des Hauses beanspruchen. Nur der 2012 verstorbene Prinz Albert, obwohl  
Bruder des Adoptivvaters von Prinz Alexander und seinerzeitigem Hauschef, hatte sich früh auf die andere Seite gestellt.                   

a) Die rechtliche Ursache des Streites liegt in der Person des im Jahr 1923 geborenen Prinzen Timo. Dieser gehörte zu dem  
vom Zweiten Weltkrieg am schwersten betroffenen Jahrgang. Zwar entging er infolge des Prinzenerlasses dem Kriegsdienst  
an der Front, war aber seit 1941 als Sanitäter des Roten Kreuzes eingesetzt 1. Bei dem schweren Angriff auf Dresden soll er  
längere Zeit verschüttet gewesen sein 2. Nach dem Krieg stand er unter dem Druck der Abhängigkeit von Medikamenten und  
Drogen. Auch ein Motorradunfall unmittelbar nach dem Krieg wird berichtet, der eine Schädelfraktur und dauernde  
Kopfschmerzen zur Folge gehabt habe 3. Nach wechselnden Aufenthalten bei Verwandten, einem längeren bei Vater,  
Stiefmutter und Brüdern in Irland bis er sich mit seiner engeren Familie überwarf, lebte er wieder in Deutschland, ging  
wechselnden Erwerbstätigkeiten nach, heiratete im Jahr 1952 die Tochter eines Metzgermeisters, die nach 4 Jahren verstarb,  
so dass die beiden Kinder bei der Großmutter mütterlicherseits groß wurden4. Längere Aufenthalte in Sanatorien werden  
berichtet, die aber eher psychiatrische Einrichtungen gewesen sein dürften, in denen der Entmündigte bis zu einer neuen  
Eheschließung lebte. Seine zweite Ehe wurde nach acht Jahren geschieden, erst eine dritte Ehe mit einer ebenfalls  
bürgerlichen Frau, scheint glücklicher gewesen sein. 1982 starb Timo an den Folgen einer Operation.                                 

Der Gegensatz eines solchen Lebens zu dem der Verwandten aus der Linie des Markgrafen Friedrich Christian, die trotz  
Verlustes von Heimat und Vermögen infolge ihrer Heiraten in Adelshäuser ihre adelige Lebenswelt nicht dauernd verlassen  
haben, kann kaum größer gedacht werden. Als Prinz Timo seine drei Ehen eigenmächtig schloss, war sein Onkel, Markgraf  
Friedrich Christian Chef des Hauses. Dieser war militärisch ausgebildet und als Jurist mit einer Arbeit über Nikolaus von  
Kues promoviert. Nach dem Krieg initiierte er die sächsische Adels- und Kulturpflege und wird als „faszinierender Redner und  
Charmeur“ geschildert. Sein ältester Sohn Maria Emanuel, im Jahr 1981 Nachfolger als Chef des Hauses, war wegen eines  
abgefangenen Briefes, in dem er in Rumänien lebende Verwandte vor dringender Gefahr gewarnt hatte, vor dem  
Volksgerichtshof angeklagt, aber durch die Zerstörung des Gerichtsgebäudes dem Todesurteil entgangen, das von dem in  
den Trümmern umgekommene Freisler schon unterschrieben gewesen sein soll 5.                                                             

Eine Annäherung zwischen Prinz Timo und seinem Onkel Markgraf Friedrich Christian als Hauschefs scheint von keiner Seite  
versucht worden zu sein. Aus einem Eintrag in Timos Testament geht hervor, dass er sich nicht als Opfer gesehen hat, sonst  
hätte er nicht alle, denen er „Unrecht und weh tat“, um Verzeihung gebeten 6.                                                                      

Für Markgraf Maria Emanuel gehörten die Abkömmlinge seines Cousins Timo, Prinz Rüdiger mit seinen Kindern und dessen  
Schwester Iris, nicht mehr zum albertinischen Haus. Diese Adelsstrenge steht im Gegensatz zur Haltung, die Markgraf Maria  
Emanuel zu Prinz Alexander einnahm, der einer ebenfalls unebenbürtigen Ehe seiner Mutter Prinzessin Maria Anna mit  
Roberto Afif entstammte. Dieser Gegensatz dürfte noch eine konfessionelle Unterströmung gehabt haben. Prinz Timo hatte  
seine erste Ehefrau protestantisch geheiratet und die Kinder, Prinz Rüdiger und seine Schwester Prinzessin Iris, sind  
evangelisch getauft. Demgegenüber legte Markgraf Maria Emanuel, mehr noch als sein Vater, einen ostentativen  
Katholizismus an den Tag. Die Apostasie Timos wird den Bruch mit dem Markgrafen ebenso verstärkt haben wie der  
geschichtlich begründete Katholizismus der maronitischen Familie Afif die Annäherung gefördert haben muss.               

b) Prinz Alexander stammt aus einer aus dem Libanon kommenden maronitischen, katholischen Familie, ist in München  
geboren, in Mexiko in einem Jesuiten-Institut aufgewachsen und hat seine Schulbildung in München durch das katholische  
Familienwerk und im Jesuiten-Kolleg St. Blasien erfahren. Der Familie Afif ist eine ungewöhnliche Annäherung an den  
Deutschen Hochadel gelungen. Zuerst heiratete 1951 in Rom eine Schwester von Roberto Afif, Alexandra, den Prinzen Karl  
Anton von Hohenzollern. Dann heiratete 1952 Roberto Afif Prinzessin Maria Anna von Sachsen, Tochter von Markgraf  
Friedrich Christian und Schwester des späteren Markgrafen Maria Emanuel. Schließlich heiratete Roberto Afifs Sohn, Prinz  
Alexander, 1987 Gisela Prinzessin von Bayern. Diese Allianz fand in der Adoption von Prinz Alexander durch seinen Onkel  
Maria Emanuel im Jahr 1999 und seiner Destination zum freilich umstrittenen Chef des Hauses Wettin Albertinische    
Linie ihren Höhepunkt.



1 Der Spiegel, 1968 Nr. 16.
2 Die Prinzen Dedo, Gero (Brüder von Timo) und sein Sohn Rüdiger in einer öffentlichen Erwiderung auf eine Presseerklärung von Markgraf Maria Emanuel.
3 „Das war sein Leben“, hsg. von Prinzessin Erina von Sachsen, Privatdruck, 1983
4 Prinz Timo hatte seine Mutter, Prinzessin Sophie von Luxemburg, schon in seinem 17. Lebensjahr verloren .
5 M. Frank Michael Bäsig, Maria Emanuel Markgraf von Meißen Herzog zu Sachsen, Festgabe zum 75. Geburtstag, 2001, S. 31.
6 Wie Fußn. 3, am Ende des Textteils (unpaginiert).